Die Auswirkung von Rezyklat auf den CO2e-Fußabdruck einer Verpackung
Verwertung von Kunststoffabfällen
Es ist der Alptraum von Umweltschützer:innen und Klimaaktivst:innen, aber auch einer nachhaltig engagierten Gesellschaft: Plastikmüll, der auf Deponien gelagert wird und über Jahrzehnte nur langsam verrottet, sich zersetzt und durch Wind und Wetter seinen Weg in die Flora und Fauna der Umgebung findet. Zumindest in Deutschland gehört dieses Negativbild glücklicherweise (fast) der Vergangenheit an: Die Abfallwirtschaft verwertet hier die gesammelten Kunststoffabfälle nahezu vollständig.
Laut der Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2021“1 , die alle zwei Jahre industrieseitig durchgeführt wird, wurden im Jahr 2021 – von angefallenen knapp 5,7 Millionen Tonnen – rund 35 Prozent aller gesammelten Kunststoffabfälle werkstofflich und 0,4 Prozent rohstofflich oder chemisch verwertet. 64 Prozent der Abfälle wurden energetisch verwertet. Das klingt auf den ersten Blick gut – die bei der Verbrennung freigesetzte Wärme wird meist als Fernwärme oder zur Stromproduktion genutzt. Doch obwohl Müllverbrennung an Abgasgrenzwerte gebunden ist, können Schadstoffe, die bei der Verbrennung entstehen, nicht vollständig gefiltert werden. Der Verbrennungsprozess setzt außerdem CO2 frei. Aus Klima- und Umweltschutzsicht ist es deshalb wichtig, mehr Kunststoffabfälle werkstofflich zu verwerten. Dazu später mehr.
Gesteigerter Rezyklateinsatz
Insgesamt verarbeitete die Kunststoffindustrie im Jahr 2021 14 Millionen Tonnen Kunststoffe zu sogenannter Kunststoffneuware (Kunststoffprodukte) – gegenüber dem Jahr 2019 entspricht dies einem Rückgang von 1,4 Prozent. Die Menge an verarbeiteten Primärkunststoffen lag bei knapp 11,8 Millionen Tonnen und damit 4,4 Prozent niedriger als im Jahr 2019. Zusätzlich wurden etwas mehr als 1,6 Millionen Tonnen Rezyklate verarbeitet. Im Vergleich mit 2019 hat sich der Einsatz von Rezyklaten demnach um 17,4 Prozent erhöht. Der Anteil von Kunststoffrezyklaten an der insgesamt verarbeiteten Kunststoffmenge betrug dabei 11,7 Prozent. Größter Einsatzbereich für Kunststoffe bleiben Verpackungen: 31,2 Prozent der in Deutschland verarbeiteten Kunststoffe wurden dafür eingesetzt.2
Unterschiede bei der stofflichen Verwertung
Die Höhe der Recyclingquote lag bei Abfällen aus der Kunststofferzeugung und Kunststoffverarbeitung im Jahr 2021 bei 73 Prozent. Von Kunststoffabfällen aus privaten Haushalten wurden 29 Prozent stofflich verwertet, von den Kunststoffabfällen aus dem gewerblichen Endverbrauch 38 Prozent. Kunststoffe in der Industrie fallen meist sehr sauber und sortenrein an, in Haushalten und bei vielen Gewerbebetrieben sind diese jedoch häufig verschmutzt und vermischt. Aus Umweltschutzsicht ist es sinnvoll, vermehrt Altkunststoffe einer möglichst hochwertigen werkstofflichen Verwertung zuzuführen. Denn diese Verwertung ist, wie viele Ökobilanzen zeigen, vorwiegend die umweltgünstigste Entsorgungsvariante. Haupteinsatzgebiete von Kunststoffrezyklaten (1,65 Millionen Tonnen) in Neuprodukten sind Bauprodukte und Verpackungen. Im Jahr 2021 wurden rund 69 Prozent der eingesetzten Rezyklate und Nebenprodukte in diesen beiden Bereichen verwendet.3
Der CO2e-Fußabdruck und der Einfluss von Rezyklaten
Dass die Recyclingquoten und damit die Menge an Recyclingmaterial steigen, ist auch aus Sicht der Kunststoffindustrie erfreulich – doch lassen sich die Nachhaltigkeitsvorteile von Recyclingmaterial im Vergleich zu Neumaterial auch durch Zahlen und Fakten belegen? Dafür lohnt sich ein Blick auf den CO2e-Fußabdruck: Ganz grundsätzlich gibt der Fußabdruck an, welche Mengen von Treibhausgasen durch bestimmte Handlungen freigesetzt werden. CO2e-Emissionen sind mit jeglichen Aktivitäten verbunden – ob es sich dabei um die Herstellung, Nutzung und Verwertung von unterschiedlichen Produkten handelt, um Veranstaltungen, Reisen, Übernachtungen oder Dienstleistungen. Der CO2e-Fußabdruck ist deshalb ein wichtiges Instrument zur Beurteilung der Klimawirkung und kann auch für die Betrachtung von Verpackungen herangezogen werden.4 Der größte Teil der Emissionen einer Verpackung entsteht bereits zu Beginn – bei der Plastikproduktion. Die Herstellung von Kunststoff aus Erdöl ist ausgesprochen energieintensiv, wird eine Verpackung aus Recyclingmaterial hergestellt, fallen diese Emissionen weg – CO2e kann durch die Wiederverwendung von Ressourcen massiv eingespart werden. Konkret verursacht beispielsweise rPET im Durchschnitt um fast 70 Prozent weniger CO2eq/kg als PET virgin5, da das Wiederaufbereiten des Kunststoffs deutlich weniger Emissionen verursacht als die Neuproduktion. r-PET ist derzeit auch das einzige auf breiter Basis verfügbare, mechanisch rezyklierte Material, das aufgrund der strengen Anforderungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für den Einsatz im Lebensmittelbereich geeignet ist.
Kreislaufwirtschaft unterstützen
Jede/r einzelne Konsument:in kann durch sein/ihr Handeln ebenfalls dazu beitragen, den CO2e-Fußabdruck von Verpackungen so klein wie möglich zu halten – indem Kunststoffe lange im Kreislauf gehalten und dadurch immer wieder verwendet werden können. Durch das bewusste Trennen und Recyceln können die einzelnen Rohstoffe wieder in ihren jeweiligen Sorten-Kreislauf rückgeführt und hochwertig aufbereitet werden. Indem im Recyclingprozess erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, können auch hier Emissionen eingespart werden.
Die Wiederverwendung von Kunststoff ist aber von mehreren Faktoren abhängig: Gibt es einen entsprechenden Sammelstrom? Handelt es sich um Monomateriallösungen? Welche Dekoration wird für die Verpackung verwendet? Darf das Recyclingmaterial wieder mit Lebensmitteln in Kontakt kommen? Werden diese Fragen gleich bei der Gestaltung, beim Design einer Verpackung mitberücksichtigt, ist die Chance höher, dass die Verpackung recycelt wird und der CO2e-Fußabdruck kann geringer sein.
Kunststoff – besser als sein Image
In puncto Emissionen lassen sich mit der Wahl von Recyclingmaterial für Kunststoffverpackungen also oft auch umweltbewusst eingestellte Konsument:innen überzeugen – und entgegen seinem teilweise verbreiteten schlechten Image weist Kunststoff als Material der Wahl für viele Verpackungen weitere Nachhaltigkeits-Vorteile auf: Kunststoffverpackungen bieten sehr guten Produktschutz und beugen deshalb durch verlängerte Haltbarkeit Lebensmittelverschwendung vor. Sie sind unzerbrechlich, in vielen Varianten kostengünstig produzierbar und sie sind besonders leicht: Das ist vor allem bei längeren Transportwegen in Bezug auf den CO2e-Ausstoß vorteilhaft. Mehrweg-PET-Flaschen sind aufgrund ihres geringeren Gewichts deshalb auch der gläsernen Mehrweg-Konkurrenz vorzuziehen. Darüber hinaus punkten Kunststoffverpackungen ganz generell durch ihre hohe Benutzerfreundlichkeit auf Konsumentenseite.
Eine Kunststoffverpackung ist also nicht per se schlecht oder gut: Sie kann – unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren – aber durchaus eine nachhaltige Alternative zu anderen Verpackungsvarianten sein. Bleibt sie im Kreislauf, kann in Zukunft auch der Anteil an werkstofflich verwertetem Kunststoffabfall weiter gesteigert werden. Mehr Produkte können aus Recyclingmaterial hergestellt, Ressourcen geschont und Emissionen eingespart werden.
Dass Lebensmittelverpackung unbedenklich verwendet werden können, dafür sorgen – zumindest in großen Teilen – Gesetze und Vorgaben auf nationaler und europäischer Ebene.