Nachhaltigkeit, Trend

HolyGrail 2.0 abgeschlossen - Startschuss für HolyGrail 2030

23.06.2025 | 4 Minuten Lesezeit
Anita Gruber

Das Projekt HolyGrail 2.0 wurde im März 2025 erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, das Potenzial digitaler Wasserzeichen für ein präziseres Sortieren von Verpackungen zu überprüfen. Nach mehreren erfolgreichen Testphasen ist klar: Die Technologie funktioniert und könnte zu einem entscheidenden Hebel auf dem Weg zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft werden. Nun startet mit HolyGrail 2030 die nächste Phase, in der die industrielle Umsetzung im Vordergrund steht. 

Digitale Wasserzeichen - der Schlüssel für präzise Sortierung

Digitale Wasserzeichen sind winzige, briefmarkengroße Codes, die direkt auf Verpackungen gedruckt werden können. Diese Codes sind für Konsument:innen unsichtbar, tragen aber wichtige Informationen - etwa über den Materialtyp, die Produktkategorie oder den vorgesehenen Verwendungszweck. Mit Hilfe von hochauflösenden Kameras an Sortierlinien können diese Codes erkannt werden. Dadurch wird eine extrem präzise Sortierung möglich, die zu höheren Recyclingquoten und besserer Qualität der Rezyklate führt. 

Ziel: Höhere Praxistauglichkeit im industriellen Maßstab testen

Das zentrale Ziel von HolyGrail 2.0 war es, die Machbarkeit der digitalen Wasserzeichentechnologie für die präzise Sortierung von Verpackungsabfällen unter industriellen Bedingungen zu prüfen. Dabei sollte speziell bewertet werden, wie die Technologie in großem Maßstab, also in kommerziellen Sortier- und Recyclinganlagen, funktioniert. Ein weiterer Fokus lag darauf, die Sortierleistung über verschiedene Verpackungsformate und Materialtypen hinweg zu ermitteln. 

So kann etwa unterschieden werden, ob eine Verpackung für Lebensmittel oder für andere Produkte vorgesehen war - ein wichtiger Aspekt, um schon bei der Sortierung die Anforderungen an das spätere Rezyklat zu erfüllen. Je sauberer ein Materialstrom getrennt ist, desto hochwertiger ist das resultierende Rezyklat. Und das wiederum ist ein zentraler Faktor für das Kunststoffrecycling der Zukunft: Denn nur Rezyklate mit hoher Qualität können wiederverwendet werden - insbesondere für sensible Anwendungen wie Lebensmittelverpackungen. 

Hier setzt auch die kommende EU-Verpackungsverordnung (PPWR - Packaging and Packaging Waste Regulation) an: Sie sieht verbindliche Rezyklateinsatzquoten vor, die vorschreiben, wie viel recyceltes Material in bestimmten Verpackungen verwendet werden muss. Ohne präzise Sortierung und reine Materialströme ist das kaum möglich. Digitale Wasserzeichen könnten deshalb eine Schlüsseltechnologie auf dem Weg zur praktischen Umsetzung dieser Anforderungen darstellen. 

Die drei Phasen von HolyGrail 2.0

Wasserzeichen sind serientauglich

Die finalen industriellen Testreihen der dritten Phase von Holygrail 2.0, durchgeführt im Zeitraum von 19. August bis 19. Dezember 2024, brachten erstmals belastbare Daten zum Einsatz digitaler Wasserzeichen unter realen industriellen Bedingungen. Verschiedene Verpackungstypen - aus Materialien wie PET, HDPE, LDPE und PP, sowohl starr als auch flexibel - wurden erfolgreich codiert, gesammelt, sortiert und analysiert. 

Die Kernergebnisse im Überblick: 

  • Erkennungseffizienz: 87,9 % bis 93,8 %
  • Tägliche Erkennungen: knapp 56.000
  • Gesamte Erkennungen: 5,66 Millionen
  • Eindeutig identifizierte Verpackungen: 5.949

Die Technologie bewies dabei eine hohe Robustheit unter realen Bedingungen und zeigte, dass eine präzise Sortierung über Materialart und Anwendungskategorie hinweg möglich ist - ein zentraler Schritt zur Erzeugung hochwertiger Rezyklate. 

Damit hat die Technologie die technologische Bereitschaftsstufe 9 (TRL 9) erreicht und ist marktreif. 

Nächster Schritt: HolyGrail 2030

Mit HolyGrail 2030 geht das Projekt nun in die nächste Phase über. Die Ziele sind klar festgelegt: Die getestete Technologie soll nicht nur punktuell, sondern flächendeckend in der Industrie etabliert werden, von der Verpackungsherstellung über den Einzelhandel bis zur Abfallwirtschaft. 

Zu den Schwerpunkten zählen: 

  • Technische Integration der Lesetechnologie in Sortieranlagen

  • Entwicklung und Einführung einheitlicher Codierstandards

  • Harmonisierung mit regulatorischen Vorgaben wie der PPWR

  • Schulung und Einbindung aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette 

Dabei geht es nicht nur um technische Fragen, sondern auch um praktische Umsetzbarkeit, Kosten-Nutzen-Analysen und Standardisierung über Landesgrenzen hinweg.

Greiner Packaging: Von Anfang an dabei

Greiner Packaging unterstützt die HolyGrail 2.0-Initiative seit Beginn mit innovativen Verpackungslösungen, wie direkt bedruckten Verpackungen oder auch den digital codierten K3®-Bechern. 

 Anita Gruber, Global Senior Expert Circular Economy bei Greiner Packaging, betont den vielseitigen Nutzen digitaler Wasserzeichen, verweist jedoch zugleich auf deren selektive Eignung im Vergleich zu anderen Technologien:

 

Aus unserer Sicht ist die Technologie der digitalen Wasserzeichen unschlagbar, was die Mitgabe der Verpackungsinformationen betrifft. Ob Materialdaten für die bessere Sortierung, Informationen zum Verpackungsinhalt oder auch Zusatzinformationen für Konsumenten - das Anwendungsgebiet ist breit. Wenn es allerdings nur darum geht, Lebensmittelverpackungen zu identifizieren und zu sortieren, sehen wir andere Technologien, wie KI-Technologie als eine günstigere und weniger aufwändige Alternative. 

 Anita Gruber, Global Senior Expert Circular Economy bei Greiner Packaging

Greiner Packaging begleitet das Folgeprojekt HolyGrail 2030 weiterhin als Associate Member - mit dem klaren Ziel, unsere Kunden bestmöglich bei der Umsetzung ihrer Verpackungslösungen zu unterstützen. HolyGrail 2.0 hat die Serientauglichkeit digitaler Wasserzeichen bewiesen, und Greiner Packaging konnte in den vorangegangenen Projektphasen sicherstellen, dass sich diese Technologie in sämtliche Dekorationsvarianten integrieren lässt. Darüber hinaus engagieren wir uns ebenso an weiteren Projekten zur Verbesserung der Sortierfähigkeit von Lebensmittelverpackungen, etwa durch den Einsatz von Tracern oder KI-basierten Sortierlösungen. 

Fragen? Kontakieren Sie uns!

Anita Gruber
Global Project Manager Circular Economy

Ähnliche Artikel