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Diversität ist entscheidend: Alternative Materialien

15.07.2021 | 4 Minuten Lesezeit
Stephan Laske

Greiner Packaging hat es sich zum Ziel gemacht, bis 2025 so viel recyceltes Material wie möglich in seinen Produkten zu verwenden. Um das zu erreichen ist Material-Diversität essenziell. Im Folgenden sehen wir uns zwei Sessions der virtuellen Innovation Days an, die sich mit Bio-Circular Materialien und fair Plastics befassen.

Klimawandel: Jetzt handeln – mit bio-circular Materialien

Am ersten Nachmittag der Innovation Days stellten Stephan Laske, R&D Director bei Greiner Packaging, und Trevor Davis, Head of Marketing Consumer Products bei Borealis, das Thema Bio-Circular Materialien vor. Sie erklärten, wie man der Herausforderung des Klimawandels mit der Verwendung nachhaltiger und erneuerbarer CO2-Quellen begegnen kann.

„Bio-Circular Polymere basieren auf erneuerbaren Ressourcen – also Materialien, die genauso schnell generiert werden, wie sie verbraucht werden“, erklärte Laske. „Es gibt dabei einige Bio-Kunststoffe, die kompostierbar sind, aber trotzdem auf petrochemischen Rohmaterialien wie PBAT oder PBS basieren. Die gut bekannten, aus erneuerbaren Materialien gewonnenen Bio-Kunststoffe wie PLA und PHA sind ebenfalls kompostierbar. Bezeichnen wir etwas als „kompostierbar“, meinen wir damit Materialien, welche die Vorgaben standardisierter Kompostierungs-Tests erfüllen.“

„Wenn wir von Bio-Circular sprechen, gibt es drei verfügbare Generationen von Ausgangsstoffen. Die erste ist Ressource wäre Primärfrucht, wie zum Beispiel PLA aus Mais oder Getreide. Diese Quelle möchten wir jedoch ausschließen, um nicht mit der Nahrungsmittelproduktion zu konkurrieren. Deshalb beginnen wir bei der zweiten Generation, die aus Abfallprodukten der ersten Generation besteht – also beispielsweise landwirtschaftliche Nebenerzeugnisse. Die dritte Generation sind organische Nahrungsmittelabfälle. Wir erzeugen jeden Tag Unmengen davon, und daher stellen sie auch einen der größten verfügbaren Abfallströme dar. Deshalb machte es Sinn, genau diese Ströme anzuzapfen und sie zu recyceln, um anschließend daraus upcycelte Polymere herzustellen.“

„Bio-circular Material wird also aus Biomasse lebender Organismen gewonnen, die nicht mit der Lebensmittelkette konkurriert. Daraus resultierende Feedstocks – zum Beispiel bio-circular PP oder bio-circular PE – sind chemisch identisch zu herkömmlichen Kunststoffen, basieren aber nicht auf fossilen Quellen.“

Eine ausgeglichene Massenbilanz erreichen

„Borealis ist ebenfalls der Meinung, dass es wichtig ist, nicht mit der Nahrungsmittelproduktion zu konkurrieren. Schließlich ist diese bereits eine Herausforderung an sich, wenn wir die Welt ernähren wollen“, pflichtete Davis bei. „Aus diesem Grund wollen wir uns der Herausforderung von CO2 und Erderwärmung mit Hilfe von Feedstocks der zweiten Generation stellen.“

„Pflanzen speichern über ihre gesamte Lebensdauer Kohlenstoff und haben deshalb einen negativen Karbonwert. Während sie den Weg vom Feedstock durch Produktion und Logistik durchlaufen, wird ein Teil dieses gespeicherten Kohlenstoffs wieder freigesetzt. Bis hin zur Herstellung des Endprodukts sehen wir einen starken Zuwachs beim CO2 bis auf ein Niveau von minus 120 %; diesen Wert haben wir mittels sehr detaillierter Lebenszyklusanalysen validieren lassen.“

„Damit nun zur Massenbilanz: Diese Methode erlaubt es uns, die Menge und Nachhaltigkeitscharakteristik von zirkulärem und/oder bio-basiertem Material durch die gesamte Wertschöpfungskette nachzuverfolgen. Dieses Material können wir also in unsere bestehende Infrastruktur integrieren und durch den gesamten Prozess hindurch verfolgen. Borealis beobachtet auf diese Weise nicht nur unsere Lieferanten und unsere eigenen Prozesse, sondern auch Verarbeitungspartner wie Greiner Packaging. Letztlich verfolgen wir das Material bis hin zur endgültigen Anwendung. Dieser Prozess wurde von ISCC Plus (International Sustainability & Carbon Certification) validiert, einem System, das Transparenz für die gesamte Wertschöpfungskette herstellt – und somit auch für die Verbraucher. Diese können damit sicher sein, dass das von Ihnen gekaufte Material auf diesen erneuerbaren Rohstoffen basiert.“

„Um herauszufinden, wie Konsumenten über erneuerbare Materialien denken, hat Borealis in Europa eine einzigartige Studie durchgeführt. Dabei hat sich gezeigt, dass Verbrauchern der Schutz unseres Planeten durchaus sehr wichtig ist. Es gibt eine Menge unterschiedlicher Botschaften, die wir Konsumenten senden können – und die einfachste davon war diejenige mit der stärksten Resonanz. Der Claim ‚better for the planet‘ wurde von 2.500 Verbrauchern in ganz Europa ausgewählt. Die Umfrage zeigte auch, dass Konsumenten bereit sind, mehr für Produkte zu bezahlen, deren Verpackung erneuerbar bzw. eben besser für unseren Planeten ist.“

Als nächstes präsentierte Stephan Laske einen spannenden Durchbruch: Greiner Packaging konnte erfolgreich die ersten Prototypen von In-mold-label (IML) Bechern aus Polypropylen (PP) aus Bornewables™ herstellen. Dabei handelt es sich um eine von Borealis mit dem Ziel der Zirkularität entwickelten Palette von Premium-Polyolefinen, die das ISCC Plus Zertifizierungssystem verwenden. Damit soll die Nachverfolgbarkeit des erneuerbaren, nachhaltig hergestellten Feedstocks von seinem Ursprung durch die gesamte Produktkette sichergestellt werden.

Konzepte wie unsere neuen IML Food-Becher aus Bornewables™ funktionieren nur, wenn sich alle Partner über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg beteiligen und dieselben Nachhaltigkeitsziele verfolgen – von den Rohstofflieferanten bis hin zu den Markeneigentümern.

Stephan Laske, R&D Director bei Greiner Packaging

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Plastic Bank: Der Welt helfen, Kunststoff im Meer zu verhindern

Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages schaltete sich David Katz, Gründer und CEO von Plastic Bank, aus Vancouver ein. Katz erläuterte die Arbeit von Plastic Bank und beschrieb wie Social Plastic® den beteiligten Menschen Mehrwert bietet und dabei hilft, eine regenerative Gesellschaft zu schaffen.

Plastic Bank etabliert ethische Recycling-Ökosysteme in Ländern, mit unzureichender Abfallinfrastruktur und einer hohen Verschmutzungs- und Armutsrate. Das Unternehmen hilft so, die Welt von Kunststoffmüll zu befreien und gleichzeitig das Leben der Sammler zu verbessern.

Kunststoffabfälle werden von Müllsammlern aus dem Plastic Bank Ökosystem aufgelesen und zu Sammelpunkten gebracht, wo sie sortiert und zu Granulat weiterverarbeitet werden. Das so gesammelte Material wird als Social Plastic® wiedergeboren und an Verarbeiter verkauft, die Recyclat für ihre Produkte oder Verpackungen verwenden. Greiner Packaging hat Plastic Bank bei der Etablierung von fünf Sammelzentren in Manila unterstützt.

„Ich bin überzeugt, dass die größte Bedrohung für unsere Meere gleichzeitig eine der bedeutendsten Chancen für die Menschheit ist“, betonte Katz. „Nicht der Kunststoff ist das Problem, sondern wir. Wir müssen lernen wertschätzender mit unserem Umfeld umzugehen. Wenn jedes Stück Verpackung einen Wert hätte, würde nicht so viel davon in die Meere gelangen.“

„Plastic Bank ist die weltweit größte Geschäftskette für Menschen aus ärmlichen Verhältnissen. Wir haben über 700 Standorte an denen Menschen, die wenig Hoffnung auf ein besseres Morgen haben, mit Hilfe von Abfall alles Nötige kaufen können: von Schulgeld und Krankenversicherungen über WLAN und Mobilfunkguthaben bis hin zu Brennstoff zum Kochen und sauberes Wasser. Alles, was die Armen dieser Welt dringend benötigen, sich jedoch nicht leisten konnten, ist jetzt mit Abfall als Währung erhältlich.“

„Unser Bestehen in den Gemeinden zeigt den inhärenten Wert, der in Kunststoffabfall schlummert. Wir haben einige hundert Schulen in unserem Ökosystem. Dort motivieren wir die Kinder, nach Hause zu gehen und ihre Eltern über Umweltverantwortung, Recycling und die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu unterrichten. So fangen sie an ihren Abfall zu sammeln, anstatt ihn wegzuwerfen – und sie bringen ihn zur Schule, um damit ihr Schulgeld zu bezahlen und anderen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. So entdecken Kinder in Recycling eine Möglichkeit, die Armut in der Familie zu beenden.“

Nachdem wir das Material gesammelt haben, schicken wir es zu einem lokalen Verarbeiter. Dieser exportiert das Rohmaterial, das in Folge von Unternehmen wie Greiner Packaging wieder gekauft wird. So entstehen damit neue Verpackungen, und der Kreislauf wird geschlossen.

David Katz, Gründer und CEO von Plastic Bank

„Wenn Sie ein Produkt mit einer Verpackung aus Social Plastic® kaufen, helfen Sie bei der Bekämpfung von Armut. Darüber hinaus schaffen Sie die generelle Nachfrage, für die Gemeinden Abfall als Rohmaterial aus der Umwelt zu sammeln. Das Kaufen von Produkten aus Social Plastic® verändert den Planeten: Sie werden ‚Part of the solution, not the pollution‘.“

 

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Greiner Packaging und Plastic Bank

In einer Pressekonferenz vor dem Event kündigte Manfred Stanek, CEO von Greiner Packaging, die Fortführung der Zusammenarbeit mit Plastic Bank an.

„Wie haben beschlossen, unsere Partnerschaft mit Plastic Bank auszuweiten. Genauer gesagt werden wir die Sammlung von weiteren 165.000 kg Kunststoffabfall finanzieren. So können wir weiter zur wirtschaftlichen Unterstützung von lokalen Müllsammlern beitragen, während wir gleichzeitig Strände sauber halten und neue Materialströme sichern.“

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