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Die Macht der Daten

12.07.2021 | 3 Minuten Lesezeit
Theresa Wieser

Am zweiten Tag der virtuellen Innovation Days von Greiner Packaging fanden zwei Live-Sessions zu den Themen vernetzte Digitalisierung, Serialisierung und digitale Wasserzeichen statt. In diesen Sessions wurden die Vorteile der Anwendung von Cloud-gehosteten UID (Unique Identifiers) auf Produkte eruiert und der Frage nachgegangen, welche Rolle digitale Wasserzeichen bei der Verbesserung künftiger Recyclingmöglichkeiten spielen werden.

Digitalisierung beginnt mit Serialisierung

Piet de Vriendt, Senior Business Development Manager bei Kezzler, sprach über die Vorteile für Markeninhaber und Verbraucher, welche durch die Anwendung eines Cloud-gehosteten UID (Unique Identifier) auf jedes einzelne hergestellte Produkt entstehen.

„Kezzler ist eine weltweit führende Cloud-basierte Enterprise-Lösungsplattform für die Digitalisierung und Rückverfolgbarkeit von Produkten. Serialisierung spielt dabei eine wichtige Rolle“, erläuterte Piet de Vriendt. „Die Cloud-gehostete Plattform generiert Codes, die auf einzelne Produkte angewendet werden. Von der Fertigungshalle aus und über die gesamte Lieferkette hinweg, werden Daten mit diesen Codes verbunden und auf unserer Cloud-Plattform hinterlegt. Marken können die Entscheidung treffen diese Daten im Anschluss aus einer gemeinsamen Quelle mit Interessenvertretern zu teilen.“

„Wir sind seit 20 Jahren Vorreiter in diesem Geschäftsbereich. Das ist ein ziemlich langer Zeitraum auf diesem Gebiet, weil das Thema Serialisierung für viele Unternehmen und Marken noch sehr neu ist.“

Piet de Vriendt ging auch auf die Triebkräfte für die Digitalisierung einzelner Produkte, wie beispielsweise die Umsetzung von Rechtsvorschriften zum Schutz der Verbraucher durch Regierungen ein.

„Gesetzgebung ist grundsätzlich ein sehr guter Ausgangspunkt, um zum Thema Serialisierung ins Gespräch zu kommen, aber damit sollte es nicht abgetan sein. Es handelt sich um eine sehr gut greifbare Gelegenheit für Markeninhaber, aus der Notwendigkeit heraus, aber ein zusätzlicher Mehrwert ergibt sich aus dem nächsten Schritt und der Erwägung – wenn wir das tun müssen, was können wir noch besser machen? Wenn wir auf jedes einzelne von uns hergestellte Produkt einen eindeutigen, rückverfolgbaren Code anwenden müssen, welchen Nutzen können wir daraus noch ziehen? Hier kommen dann auch die anderen Motivationen mit ins Spiel.“

„Die wirklich interessanten Möglichkeiten kommen von Verbrauchern und Markeninhabern. Konsumenten erwarten sichere, nachhaltige und vernetzte Produkte. Dabei achten sie immer öfter auf Produktherkunft und Produktbestandteile. Sie wollen einfach wissen, ob sich eine Marke angestrengt hat, nachhaltiger zu sein oder einen ethischeren Zugang zu wählen. Serialisierung ermöglicht es Marken hier, Informationen direkt über die Verpackung mit ihren Verbrauchern zu teilen und so ihre Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit, ganz deutlich und transparent zu präsentieren.“

„Mittlerweile sind Markenartikelunternehmen bereit, Investitionen zu tätigen, um den Umsatz zu steigern, die Effizienz und Kontrolle der Lieferkette zu verbessern und die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten. Serialisierung ist dabei ein sehr interessantes Instrument, um den Wert einer Marke zu sichern und ihn weiterzuentwickeln. Sie kann auch eingesetzt werden, um Fälschungen oder Produktumleitung Einhalt zu gebieten. Serialisierung kann ebenso genutzt werden, um direkter mit dem Verbraucher zu interagieren, ihm mehr Informationen über die Produkte zukommen zu lassen und das Erlebnis bei der Produktverwendung zu verbessern.“

Piet de Vriendt präsentierte im Anschluss als Beispiel, wie ein QR-Code auf einer Packung eine einzigartige ‘digitale DNA’ trägt, die jedem Produkt zugewiesen wird.

„Wir erzeugen einen digitalen Zwilling für jedes physische Produkt, das die Fertigung verlässt und dann seine Reise zum Verbraucher antritt. Das ermöglicht eine Cloud-basierte Nachverfolgung der Lieferkette mit Datenaggregation und Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette hinweg. Das reicht von der Beschaffung und Fertigung über Versand und Logistik bis hin zur Verkaufsstelle und schließlich zum Verbraucher und Recycling.“

All diese Informationen helfen Marken, durch diese Einblicke auch bessere Entscheidungen zu treffen, interne Prozesse weiterzuentwickeln und ein bestmögliches Kundenerlebnis anzubieten.

Piet de Vriendt, Senior Business Development Manager bei Kezzler

Zum Abschluss präsentierte Piet de Vriendt einige Beispiele, darunter eine erfolgreiche globale Rückverfolgbarkeitslösung für die Molkereigenossenschaft Friesland Campina, ein erweitertes Valentinstag-Erlebnis für die Marke Mondelez Milk Tray und eine Markenschutzlösung für Pfizer.

 

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Digitalisierung und Verpackung – Chancen für digitale Wasserzeichen

Larry Logan, Chief Evangelist bei Digimarc Corporation, sprach anschließend über digitale Wasserzeichen, die eine wesentliche Rolle bei der Verbesserung künftiger Recyclingmöglichkeiten spielen werden.

„Digimarc ist ein Pionier und Weltmarktführer im Bereich digitaler Wasserzeichen als Auslöser für die automatische Identifizierung jeglicher Medienobjekte“, erklärte Larry Logan. „Das kann vom Druck über Etiketten, Verpackungen, Audio- und Video- bis hin zu dreidimensionalen Formaten wie Kunststoffen und Metallen reichen. Um eine unbegrenzte Datentransparenz zu schaffen haben wir erheblich in die Entwicklung digitaler Wasserzeichen investiert. Das ist nur ein Element unserer Plattform, die konzipiert wurde, um Wert und Daten bei jedem Schritt der so genannten Verpackungsreise zu erfassen.“

„Als Beispiel nehmen wir eine Verpackung die vom Feld des Landwirts bis zum Einzelhandel nachverfolgt werden kann – mit einer eindeutigen Kennung (Unique Identifier) für jede einzelne Verpackungseinheit. Im Einzelhandel kann das zur Effizienzsteigerung, zur Beschleunigung des Bezahlvorgangs oder zur Verringerung der Bestandsaufnahmezeit verwendet werden, da nur die Vorderseite der Verpackung gescannt werden muss. Die Technik kann auch für die Kundenintegration genutzt werden, sei es im Geschäft, um bei einer Kaufentscheidung behilflich zu sein oder später zu Hause mit Erfahrungen, die auf der Geo-Ortung des Kunden basieren, oder um die Effizienz beim Sortieren und Recyceln zu verbessern. Unser Credo ist, dass die Plattform von der Geburt bis zur Wiedergeburt der Verpackung einen Mehrwert bieten muss.“

Es gibt viele Anwendungen für Produktklasse-Codes oder serialisierte Codes, von der Abschreckung von Fälschungen über das Tracking von Graumarkt- oder anderen Waren, die von der beabsichtigten Region weggeleitet werden, bis hin zur Qualitätsüberwachung.

Larry Logan, Chief Evangelist bei Digimarc Corporation

„Bei Druckvorlagen wird das digitale Wasserzeichen durch ein sogenanntes Trägersignal erstellt, das in einem Mosaikmuster mit Adobe Photoshop in das grafische Design codiert wird. Das Signal wird mit den vorhandenen Pixeln erstellt, aus denen das Design besteht, wobei die Pixel subtil in Farbe oder Kontrast moduliert werden. Anschließend wird die Verpackung wie bislang auf der Druckerpresse gefertigt, ohne dass spezielle Tinten oder Druckverfahren verwendet werden. Ein einzigartiges Merkmal dieser Herangehensweise ist, dass für die Erkennung kein vollständig intaktes Trägersignal erforderlich ist. Teile genügen, um die Daten wiederherzustellen, und das ist besonders wichtig, wenn man an die Zerquetschung und Verschmutzung von Gegenständen denkt, die in eine Abfallentsorgungsanlage kommen.“

Larry Logan präsentierte, dass Verpackungen für die Verbraucher genauso aussehen wie vor dem Verbesserungsprozess, aber von Computergeräten mit einer Kamera und Digimarcs Softwarekomponenten erkannt und gelesen werden können. „Das Ergebnis ist optisch nicht unterscheidbar und wird von Verbrauchern in normalen Alltagssituationen auch nicht erkannt.“

Das gleiche Konzept gilt für dreidimensionale Formen, bei denen der Prozess nicht mit Pixeln, sondern mit mikrotopologischen Variationen im Kunststoffsubstrat erzielt wird. Dies erscheint als dekorativer Prägeeffekt, der das Potenzial schafft, dass der taktile Charakter des Kunststoffs für den Verbraucher ein Zeichen der Recyclingfähigkeit ist.

„Wir haben den Begriff ‘Digitaler Recyclingpass’ geprägt, um die einzigartigen Vorteile digitaler Wasserzeichen für das Recycling zu beschreiben. Moderne NIR-Geräte (Nahinfrarot-Sortierung) scannen Objekte und versuchen sie anhand von Farb- oder Spektralanalysen zu identifizieren. Die digitalen Wasserzeichen kehren das aktuelle NIR-Modell um, indem sie Informationen in den Gegenstand selbst einbringen, die dann dem Sortiergerät dessen genaue Identität mitteilen. Der Prozess verwandelt die Verpackung in einen Gegenstand des Internets der Dinge (IoT – Internet of Things), der mit der Cloud verbunden ist. Sowohl im Druck als auch in Kunststoffen, ist dieser Ansatz mit einer Kreislaufwirtschaft vereinbar, da er keine negativen Umweltauswirkungen verursacht und auch keine Additive verwendet.“

Digitale Wasserzeichen und Holy Grail 2.0

Abschließend erläuterte Larry Logan, wie die digitalen Wasserzeichen im Rahmen der Intelligent Sorting Initiative Holy Grail 2.0 unter dem Management der European Brands Association (AIM) chemischen Tracern vorgezogen wurden.

Greiner Packaging ist Mitglied der Holy Grail 2.0-Initiative, in der Unternehmen die Entwicklung des digitalen Wasserzeichens entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorantreiben. Dass soll die Art und Weise des Sortierens von Verpackungen verändern und ein effizienteres Recycling ermöglichen.

 

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