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Kreislaufwirtschaft: Anforderungen und Ziele

19.08.2021 | 3 Minuten Lesezeit
Charlotte Enzelsberger

Die ersten Virtual Innovation Days von Greiner Packaging widmeten sich den Herausforderungen, die rund um die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft für Verpackungen entstehen. Im Hinblick auf Ziele, Vorgaben und gesetzliche Bestimmungen wollen wir uns hier zwei der Sessions ansehen: eine Podiumsdiskussion zur Frage „Wie können Unternehmen ihre selbstgesetzten Nachhaltigkeitsziele erreichen?“, sowie einen Überblick über die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen in der EU.

Das Fazit aus diesen Sessions ist, dass alle Beteiligten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammenarbeiten müssen, um eine globale Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Gleichzeitig spielt die Gesetzgebung eine wichtige Rolle, wobei die Industrie Einfluss darauf ausüben kann und eine Vorreiterrolle bei der Gestaltung der Zukunft einnimmt.

Wie also erreicht man Kreislaufwirtschaftsziele?

Am ersten Tag der Innovation Days nahmen Manfred Stanek, CEO bei Greiner Packaging, sowie Danielle Borger, Global Head of Packaging Sustainability Laundry and Home Care bei Henkel, und Gilonne Traub, Network Manager bei der Ellen MacArthur Foundation, an einer Diskussionsrunde teil.

Traub erläuterte die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft: Vermeidung von Abfall und Umweltverschmutzung durch Design; Weiterverwendung von Produkten und Materialien und Regenieren natürlicher Systeme. Sie beschrieb dabei auch, wie ungeheuer verschwenderisch das derzeitige System ist.

Im bestehenden linearen Modell endet ein Drittel aller Kunststoffverpackungen in unserer Umwelt. Obwohl das Recyclingsymbol bereits seit mehr als 40 Jahren existiert, werden nur 14 % aller Kunststoffverpackungen zum Recycling gesammelt, und weniger als 2 % werden wieder zu Kunststoffverpackungen.

Gilonne Traub, Network Manager bei der Ellen MacArthur Foundation

Anschließend erklärte sie die Vision der New Plastics Economy: Eliminieren problematischer und unnötiger Kunststoffverpackungen; Innovation zur Sicherstellung, dass die von uns benötigten Kunststoffe wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sind; und Zirkulation aller von uns verwendeten Kunststoffgegenstände, damit sie in der Wirtschaft bleiben und nicht in die Umwelt gelangen.

Manfred Stanek legte die Selbstverpflichtung von Greiner Packaging dar, bis 2025 alle Verpackungen 100 % recycelbar, wiederverwendbar oder kompostierbar zu gestalten und so viel recyceltes Material wie möglich zu verwenden.

„Wir halten diese Ziele für ambitioniert, aber umsetzbar, wenn wir als Industrie zusammenarbeiten. Das ist ein weiterer Grund, warum ich diese zweitägige Veranstaltung sehr schätze. Hier haben wir eine großartige Gelegenheit zum Austausch über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg“, sagte Stanek und betonte, dass das Unternehmen sich stark auf die Prinzipien ‚reduce, reuse and recycle‘ sowie die Verwendung einer großen Vielfalt an Materialien und Designs für das Recycling konzentrieren werde.

Danielle Borger präsentierte die Fortschritte bei Henkel auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Die Strategie des Unternehmens ist es, den Kreislauf durch Smart Design und die Nutzung von Materialien aus nachhaltigen Quellen zu schließen. Die Ambition lautet: Alle Verpackungen zu 100 % recycelbar oder wiederverwendbar machen; fossile Kunststoffe um 50 % verringern und „Zero Waste“ erreichen.

„Diese ‚100, 50, null“-Philosophie ist in der „Treasure Box“ ersichtlich, die wir zusammen mit Greiner Packaging entwickelt haben“, fuhr sie fort. „Die Box für Persil Waschmittelkapseln aus der K3® Karton-Kunststoff-Kombination besitzt eine Kunststoffwanne mit reduziertem Gewicht, die aus 50 % recyceltem Kunststoff besteht und von einem leicht abnehmbaren Kartonmantel umgeben ist. Wir arbeiten derzeit daran, auch im Deckel recyceltes Material zu verwenden. Das zeigt, dass wir uns auf einem kontinuierlichen Weg der Verbesserung befinden.“

 

Vollständige Podiumsdiskussion hier ansehen!

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Das rechtliche Umfeld der EU

Gewinnen Sie wertvolle Einblicke in die rechtliche Situation für Verpackungen in der EU durch einen Experten der Europäischen Kommission.

Der rechtliche Rahmen in der EU

In einer weiteren Session bot David Buhé, Experte für Verpackungsabfälle bei der Europäischen Kommission, einen Überblick über die rechtliche Situation betreffend Verpackungen in der EU und unterstrich dabei Herangehensweisen, die in Zukunft die Nachhaltigkeit von Verpackungslösungen verbessern könnten.

„Das Ziel der EU-Verpackungsrichtlinie (PPWD 94/62/EC) ist, bis 2030 alle Verpackungen wiederverwendbar oder recycelbar zu machen. Die Absicht des EU-Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft (CEAP) ist es, uns zu ermöglichen, von der bestehenden linearen Wirtschaft zu einer vollständig zirkulären Wirtschaft zu gelangen. Deswegen sehen wir uns den gesamten Lebenszyklus von Produkten und Materialien an, von der Herstellung über den Konsum bis hin zur Abfallwirtschaft. Wir überarbeiten die Richtlinie dahingehend, einen Gesetzesvorschlag zu machen, der Produktdesign und das Ende des Verpackungslebenszyklus verbindet.“

„Der CEAP konzentriert sich auf Abfallvermeidung und ökologisches Design, um die Zirkularität von Verpackungen zu verbessern. Diese müssen mit Blick auf ihr Recycling entwickelt und aus sekundären Materialien hergestellt werden; außerdem muss das Ende des Lebenszyklus der Verpackung berücksichtigt werden. Der European Green Deal ist der Plan, mithilfe dessen die europäische Wirtschaft nachhaltig und Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden soll.“

„Die Überarbeitung der PPWD im Jahr 2018 legt ambitionierte Recyclingziele für alle Verpackungen fest: 65 % bis 2025 und 70 % bis 2030. Außerdem liefert sie einen Rahmen für die Erweiterte Herstellerverantwortung (EPR), wodurch Hersteller Verantwortung für die Abfallentsorgung übernehmen müssen. Eine Definition von „recycelbarer Verpackung“, die wahrscheinlich an „Design for Recycling“ angelehnt sein wird, ist in Arbeit. Wir ziehen auch andere Maßnahmen zur besseren Harmonisierung in Betracht, beispielsweise Regelungen zu Mülltrennung und Pfandsystemen.“

„Wir brauchen einheitliche Verpackungsregelungen, um den freien Warenverkehr in gemeinsamen Märkten zu garantieren. Die Harmonisierung einiger Aspekte der Mülltrennungssysteme in Europa wird dafür entscheidend sein. Es kann kein Recycling und keine recycelten Materialien geben, wenn wir uns nicht zuerst mit den Systemen befassen, in denen die zu recycelnden Materialien gesammelt werden. Unzulängliche Sammelsysteme stellen diesbezüglich Herausforderungen dar. Selbst wenn ein Verpackungsformat perfekt recycelbar ist, kann es kontaminiert werden, wenn es zusammen mit anderen Abfällen gesammelt wird. Dadurch werden weitere Sortier- oder Behandlungsprozesse notwendig, was die Kosten erhöht.“

Wir sind derzeit im Überarbeitungsprozess noch in der Phase der Folgenabschätzung, und die öffentliche Konsultation endete im Januar mit knapp 500 Inputs sowie mehr als 70 Positionspapieren.

David Buhé, Experte für Verpackungsabfälle

„Es ist klar, dass eine kollektive Anstrengung notwendig ist. Die Kommission ist sich bewusst, dass die Industrie Rechtssicherheit sowie langfristige Visionen und Ziele braucht, denn für Investitionen ist eine klare Sicht auf die Zukunft vonnöten. Wir wissen, dass es eine Herausforderung ist, Herstellungsprozesse auf neue Technologien umzustellen – aber auch, dass die europäische Bevölkerung große Erwartungen hat. Unsere Aufgabe ist es also, darauf zu antworten – sowohl mit geeigneten Vorschriften als auch mit Innovation und der Anpassung von Produktionsmodellen.“

„Unser Ziel ist es, zunächst diejenigen Verpackungen zu eliminieren, die wir nicht benötigen, und dann zu innovieren, sodass alle notwendigen Verpackungen wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sind. Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass die Industrie bereits Anstrengungen im Bereich von Forschung und Entwicklung unternommen und sich freiwillige Selbstverpflichtungen auferlegt hat. Innovation findet bereits quer durch alle Sektoren und Verpackungsmaterialien statt. Die Ergebnisse sind vielversprechend – doch es ist auch wichtig, dass diese ganze Arbeit nicht durch Zuwächse beim Verpackungsvolumen oder die Vorstellung, dass eine Verbesserung der Recyclingleistung ausreichend ist, unterlaufen wird.“

 

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